2005-11-14

earthly paradise?

völlig absurd, dass 'wir sind helden' ihren aktuellen hit erstens ins japanische übersetzt haben (sa itte miyo) und zweitens das ausgerechnet von meiner japanischlehrerin naoko sato. und so dudelt das ding aus meinem ipod, schöne untermalung für diesen etwas wirren grauen tag. auch passend: 'je regrette EVERYTHING' von dj hell im superpitcher remix (danke hans)(zu haben auf beatport.com).

um 7.30h der wecker, draußen grau in grau, der himmel und die betonnene unendlichkeit darunter, japanisches frühstück mit miso-suppe, fisch, salzigen eingelegten pflaumen und reis, mit dem portliner rein nach kobe, aber viel zu früh, alles öffnet erst um 10 oder 11, die stadt genauso in einem zwischenstadium wie gestern nacht, ich laufe durch die einkaufsgassen und durch chinatown, ein kaffee wäre super, es braucht fest 20 minuten bis ich ein kaffee ausgemacht habe, in dem es erstens heisen kaffee und zweitens selbigen auch zum mitnehmen gibt. irgendwann ist es dann doch 11, inzwischen habe ich eine gute mentale karte der stadt. warum kann sich dieses land eigentlich diesen überschuss an personal leisten? japan ist weißgott kein niedriglohnland, aber an jeder noch so kleinen baustelle steht einer, der nur dafür bezahlt wird, eine fahe oder einen leuchtstab zu schwenken um passsanten und oder autos vor der offensichtlichen gefahr zu warnen. diese unendlich vielen leute in den kaufhäusern, in der boutique, in der ich mir ein neues hemd kaufe sind drei verkäuferinnen in meiner nähe, eine um mich bemüht und nach dem zahlen kommt - selbstverständlich hier - der kassierer mit der tüte hinter dem tresen hervor, begleitet mich bis zum ausgang und übergibt mir dort die tüte. domo arigato gozaimasu!

ich gehe zum zentralen pier mit den sehenswürdigkeiten: kobe tower (belanglos), das maritime museum (montags geschlossen) und dem kobe earthquake memorial park. zwei sachen fallen mir daran auf. erstens ist er ganz schön klein ob der tatsache, dass er an eine der größten naturkatastrophen in der geschichte japans erinnern soll. zweitens, und das finde ich wirklich schockierend: überall fotos vom ausmaß des wirtschaftlichen schadens. in einer vitrine mit der überschrift "scope of earthquake damages" werden ausschließlich die ökonomischen folgen dargestellt. der hafen von kobe zu 90 % zerstört, darüber gingen aber 70% des güterverkehrs des landes, daher ökonomische krise usw. endlose videohelikopterflüge über die zerstörten hafenanlagen, bei jeder einstellung leuchtet die betroffene stelle in roter led-umrandung auf einem 3x3m-modell des hafens unter dem video auf. über die opferzahlen und das menschliche leid kein wort. Auf einem gedenkstein erfahre ich dann doch, dass über 40.000 menschen ums leben gekommen sind. über diese dokumentationstechnische schieflage kann mich auch die beeinbdruckende erhaltung eines stückes pier im originalzustand direkt nach dem beben nicht hinwegtrösten.

auf dem pier gegenüber ein riesiges quadratisches zelt mit tagesleuchtfarbenen buchstaben: earthly paradise 2005, hiro yamagata. sieht nach kunst-kacke aus, ich gehe hin, zahle 700 yen eintritt ohne zu wissen, worauf ich mich einlasse. ach so. der typ hat 12 uralte mercedes 220 cabrios (aus den 20ern?) mega-aufwendig bemalt, da stehen sie nun vor mir, in schwarzer halle mit leuchtenden farben, die motive fast schon kitsch underinnern mich in teilen an airbrush-motive: eine elefantenherde vor dschubgelhintergrund an tränke bei nacht. blumen. ozeanmotive mit wssser und muscheln. üppige leuchtende farben, stark ins kitschige. und das auf diesen traumautos. blöde und vulgär denke ich zunächst, wie in einem oldtimer-museum. aber je länger ich zwischen den dingern umherlaufe, desto mehr gefällt mir das. aber nur wegen des titels: paradies auf erden. paradiesische motive, unberührte natur in leuchtenden fröhlichen farben auf wunderschönen alten autos, die für jeden wertekonsdervativen spießer einen unerreichbaren besitztraum darstellen - das finde ich eine wunderbare konzeptualisierung des paradiesbegriffs. ich muss grinsen.

ich fahre zurück ins hotel, dusche, ziehe das neue hemd an (ärmel zu kurz und kragen zu weit), mache mich fein, gehe ins netz, mache e-mails, schaue aus dem fenster, höre musik. Ich bin eine stunde zu früh, der empfang ist erst um sechs aber ich bin schon um 16h in meinem zimmer. draußen wird es dunkel, ich trinke tee aus der elektrischen teemachmaschine in meinem hotelzimmer, liege auf dem bett und denke nach. was zum teufel mache ich hier eigentlich. die zeit vergeht langsam, je regrette EVERYTHING. das zimmermädchen hat offensichtlich eines meiner beiden großen handtücher ersatzlos mitgenommen. wenn sie das morgen noch mal macht, habe ich nichts mehr zum mich-abtrocknen. ich mache ein foto von mir vor dem spiegel. 'na, findest du dich wieder toll?' hätte daniel früher zu mir gesagt. stirb. endlich ist es zeit zu gehen.



Als ich am internationalen konferenzzentrum zur ifsr 2005 ankomme merke ich, dass registration bis 18h war und der empfang um 18h losgeht. ich bin also zu spät aber egal, alle schon da, nur josé und sugiyama sensei fehlen, großes wiedersehen mit tunc, andre. shoko und akiko, händeschütteln mit nakamori-sensei. Es gibt sushi und hähnchen, ich esse schon wieder zu viel verdammt, ohne den ausgleichenden sport werde ich dieses mal zu- und nicht abnehmen, verflucht. Ich fange an mich zu betrinken. die party geht laut programm von 18-20h, d.h. um 19.45 wird abgeräumt und um punkt 20h verlassen wir als letzte den saal. wir sind in dieesm falle ein professor aus england und ich. wir hatten uns bis dahin schon den ganzen abend köstlich unterhalten, er war 5 jahre bei der britischen botschaft und arbeitet seit dem an einer japanischen uni, japanisch spricht er auch. wir beschließen, noch in die bar des konferenzhotels zu gehen, wo wir die einzigen gäste sind. wir bestellen long island ice tea, wir sind beide voll, sprechen über wissenschaft in japan usw usf, irgendwann kommen ins private. er hat familie aber ausscjlielich in england, frau, kinder, enkelkinder. mir fällt auf, dass er keinen ehering trägt. er liebe japan, er hätte hier ein 'interesting social life' . dann fängt er an, mir von seinen zei freundinnen zu erzählen. oh gott denke ich, verflucht, dasd klischee stimmt doch immer wieder: meistens kommen sie wegen der frauen. er schwärmt mir von den asiatinnen vor, dabei ist er mindestens 60. er zeigt mr eine sms von wegen ich vermiss dich und komm mich besuchen, aber sagt er, die ist von einer hostess und sieht mich verscgwörerisch an. über die japanischen hostclubs, in denen man für konversation mit damen bezahlt, weiß ich bescheid, wir reden lang und breit über diese merkwürdige japanische institution während wir uns ordentlich einen reinstellen. ich merke, dass er in diesen etablissements stammgast ist. ich muss an professor unrat von heinrich mann denken. wir bezahlen (getrennt, geizhals) und dann sagt im rausgehen, orgen abend stünde doch nichts offizielles auf dem programm, er würde mir gerne einenhostclub in sannomiya zeigen. 4000 yen die stunde. schaun mer mal. oh gott. abgründe. schnell ins bett.

3 Comments:

Blogger Hans said...

Bitte bitte für den Song, immer wieder gerne... döm dö döm dömmm. Und jetzt höre ich ja sogar, man will Dich buchen! Det wird ne Gaudi!

1:48 AM  
Blogger Unknown said...

Along with being stylish to a great extent UGG are also quite comfortable. Though these kinds of UGG Boots go well any kind of outfit yet they are more perfectly suitable with tight jeans.

4:37 AM  
Blogger Quang said...

This comment has been removed by the author.

3:58 AM  

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